Über Schleudertrauma

 

 

 

   Etwas zu den Themen –  Schleudertrauma, Unfall, Sturz

Ein Schleudertrauma kann eine heimtückische Sache sein, das haben viele erfahren. Etwas das beim Entstehen eines Schleudertraumas eine grosse Rolle spielt, aber nicht bekannt ist, ist folgendes: Wenn jemand eine traumatische Erfahrung wie einen Autounfall, einen Motorrad- oder Fahrradsturz hat, von einer Leiter oder einem Stuhl fällt, sollte man so, wie man nach dem Ereignis sich findet, sitzen oder liegen bleiben, sofern das irgend möglich ist, und wenn nicht Verletzungen einen zwingen, die Position zu ändern oder wegzugehen.
Ein Grund dafür, wie ich ihn selbst erlebt habe, ist folgender: Ich war mit dem Mountainbike auf einem abwärts führenden Waldweg unterwegs. In regelmässigen Abständen lagen quer über den Weg gut befestigte, etwa 10-15 cm dicke Holzstangen. Als ich bei der ersten ankam, wollte ich mir meine Fahrkünste beweisen und das Vorderrad während der Fahrt über diese Stange heben. Das klappte aber nicht. Mein Vorderrad stand an der Holzstange an und brachte meine Fahrt abrupt zum Stehen. In dem Moment als ich die Kontrolle verlor und merkte, wie ich begann, über die Lenkstange des Fahrrades hinaus in Richtung Wald abzuheben, passierte etwas Interessantes: In diesem Augenblick schaltete das Gehirn auf seinen tieferen, primitiveren Teil zum Reagieren um. Dieser Teil kann schneller reagieren, als der in normaler Situation agierende und reagierende. In dem Moment, in welchem das Gehirn umschaltete, drückte es mir die Augen zu. Und in einem solchen Moment schaltet auch die Atmung um. Ich flog mit geschlossenen Augen über die Lenkstange durch die Luft und schlug im nächsten Moment auf dem Boden auf und zwar mit dem Kopf nach unten. Zwischen rechtem Ohr und rechter Schulter schlug ich auf dem Boden auf. Die Augen waren dabei immer noch geschlossen. Im Moment des Aufschlags spürte ich einen enormen Druck auf Kopf, Schultern und tief in die rechte Seite des Brustkorbes hinein. Dieser Aufschlag produzierte einen enormen Schmerz seitlich in den rechten Rippen, so stark, dass ich dachte, ein paar Rippen seien gebrochen. Erst als ich bewegungslos am Boden lag, öffneten sich die Augen wieder.
Und jetzt kommt der entscheidende Punkt in einer solchen Erfahrung: Man muss so, wie man liegt, ruhig liegen bleiben, 10-20 Minuten, bis das Nervensystem wieder auf „Normalbetrieb“ zurückgestellt hat, ebenso die Atmung. Wenn man einen leichten Schock hat, muss man umso länger liegen bleiben. Im Fall eines solchen Ereignisses verspannt sich der ganze Körper. Wenn ich sofort aufstehe oder aus dem Auto aussteige oder herumgehe, auch um zu sehen, ob und was mir passiert sei, entspannt sich der Körper nicht, und ich nehme diese massiven Verspannungen mit in den Alltag hinein, wo sie dann verheerende Wirkungen erzeugen können, weil sie im Körper bestehen bleiben.

Ein Beispiel dazu: Ich arbeitete mit einer Klientin, welcher bei einem Sturz, Kreuzbänder im rechten Knie gerissen waren. Sie hatte so starke Schmerzen in diesem Knie, dass es ihr unmöglich war auf dem rechten Fuss/Bein zu stehen.

Ich arbeitete mit ihr, in ihrer Wohnung, daran, die totalen Verspannungen ihres rechten Beines sowie ihres ganzen Körpers, welche beim Sturz entstanden waren, aufzulösen. Nach der ersten Behandlung konnte sie das rechte Bein/Knie schmerzfrei belasten und ganz normal stehen. Nach der zweiten Behandlung war es ihr möglich, schmerzfrei und ohne Stöcke, in ihrer Wohnung herum zu gehen. Und nach der dritten Behandlung konnte sie, ebenso ohne Stöcke und schmerzfrei, Treppen steigen.

Ich hatte nichts anderes gemacht, als sie von den Spannungen, die sie sich bei diesem Sturz, zugezogen hatte, befreit. Die Schmerzen, die sie hatte, hatten nichts mit dem verletzten Knie zu tun sondern waren eine Folge der Spannungen die durch den Sturz entstanden, welche dann das Knie zusätzlich belasteten. Wäre sie nach dem Sturz liegen geblieben, wären diese enormen Verspannung in Bein und Körper zum grössten Teil von selbst verschwunden. -

Ich blieb, nach meinem Sturz, auf dem Boden liegen, bis ich wieder normal atmete und sich der ganze Körper entspannt hatte, so gut das mit den Schmerzen in den Rippen ging. Dieser Prozess dauert länger, als man meinen könnte und vielleicht fühlt. Deshalb ist es gut, länger liegen zu bleiben, als man möchte, oder denkt man sollte.

Nachdem ich mich erholt hatte, begann ich zuerst langsam und tief durch zu atmen und danach sehr, sehr langsam und vorsichtig die Bewegung, die beim Sturz mit dem Körper passiert war, zu wiederholen. Das heisst, ich zog meine rechte Seite ganz langsam und ganz wenig zusammen, und öffnete sie wieder und versuchte, die ganze rechte Seite wieder zurück zu ihrer normalen Länge zu bringen. Die exakte Bewegung, die ein Körper während eines solchen Ereignisses macht, die dann zu Schleudertraumata führen kann, sehr langsam zu wiederholen, löst das Schleudertrauma auf. Auch wenn man diese Bewegungen später wiederholt, sogar Jahre danach, können sie das Schleudertrauma auflösen.

Ich erhob mich nach etwa 15-20 Minuten wieder, stieg auf das Fahrrad, wenn auch mit Schmerzen, und fuhr langsam nachhause. Das Einzige, was mir blieb, war eine Zerrung zwischen den Rippen, die zum Glück nicht gebrochen waren.

Natürlich gibt es massivere Erfahrungen. Das Prinzip aber wie man sich danach verhalten sollte ist das gleiche, gerade wenn ein Ereignis gravierender ist.